Montag, 20. August 2012

Einhand nach Skagen - Teil 1 - Ditzum bis Langeoog

Der Start

Am 18. Mai 2012 war es endlich soweit. Um 11.45 Uhr, bei Hochwasser,  legte ich in meinem Heimathafen Ditzum ab und es begann mein Einhand-Segeltörn mit meinem Segelboot Finja nach Skagen.  Meine Frau Renate stand am Steg und winkte mir lange nach, dies war ein Abschied für mehrere Wochen.
Der Himmel zeigte einige Wolken, der Wind kam aus SW mit Stärke 3-4 und ich konnte sofort nach verlassen des Hafens die Genua setzten. Mit achterlichem Wind und zusätzlichem "Schiebestrom" ging es flott die Ems abwärts. Schnell war die Hafeneinfahrt von Emden erreicht. Hier lagen, wie immer,  große Autotransporter und schluckten jede Menge PKW durch ihre riesigen Ladeklappen, um sie nach Übersee zu bringen.
Autotransporter in Emden
 Im Bereich des Geise-Leitdamms, eines bei Flut überspülten Steindammes, hielt ich mich südlich außerhalb des Fahrwassers, zwischen Fahrwassertonnen und Untiefentonnen, und damit gut von der Berufsschifffahrt frei. Die Berufsschifffahrt ist hier mitunter recht rege, neben besagten Autotransportern, diversen Frachtern, Fähren und Binnenschiffen gibt es hier immer wieder Schwimmbagger. Diese Schwimmbagger halten die Fahrrinne für die großen Schiffe der Meyer-Werft tief.
Der handige Wind schob mich weiter über den Dollart, in den Hafenkanal von Delfzijl, bis zum Schleusenkomplex. Hier rollte ich die Genua ein und fuhr unter Maschine das kurze Stück zum Yachthafen Neptunus. Beim Einfahren in die Box kam starker Seitenwind und Finja drohte sich in der Box quer zu legen. Hilfreiche Hände von Nachbar-Steg verhinderten das glücklicherweise.
Um 14.45 Uhr war Finja fest. Ich nutzte den Nachmittag für einen Bummel durch Delfzijl und kaufte noch restlichen Proviant ein, denn die Geschäfte befinden sich nicht weit vom Hafen. Der Abend klang dann mit einer Super-Pizza "Frutti di Mare" und etwas Chianti in der "Palme", meiner Lieblings-Pizzeria hier in Delfzijl, aus.


Von Delfzijl nach Borkum

Samstag, 19. Mai. Das Wochenende beginnt und gestern Abend füllte sich der Hafen schon. Heute lasse ich es langsam angehen, denn ich kann erst um 11.30 Uhr, ca. 2 Stunden vor Hochwasser los.
Als ich dann abgelegt habe, kalibriere ich zuerst den Pinnenpilot durch fahren im Kreis. Das geht im ruhigen Hafenbecken besser als auf der Ems. Nach wenigen Minuten ist ein wichtiger Helfer an Bord, der eiserne Hinnerk, kurz "Hinnerk" genannt und seines Zeichens automatischer Steuermann, einsatzbereit.
Nachdem der 3 sm lange Hafenkanal von Delfzijl hinter uns liegt, setzte ich auf der Ems Groß und Genua. Der Wind weht schwach aus SE. Die Fahrt ist gemächlich, Hinnerk arbeitet gut. Auf der Ems sind viele Segel zu sehen. Nach 4 sm läßt der Wind noch mehr nach und dreht auf N. Das ist in etwa die Richtung in die ich möchte. Es hilft nichts, der 2. Helfer an Bord, Motor "Jockel" muß ran. Jockel ist ganz neu an Bord, es ist seine Jungfernfahrt. Er wurde erst im Herbst, als Ersatz für seinen Vorgänger, eingebaut. Die Genua rolle ich ein, das Groß bleibt stehen, vielleicht kommt ja wieder Wind. Natürlich ist auch der Motorkegel gesetzt. Der Wind kommt leider nicht zurück und Jockel sorgt für die nötige Fahrt im Boot.
Borkum Fischerbalje
 An der Fischerbalje hole ich das Groß ein und steuere den Yachthafen "Port Henry" an.  Beim anlegen ist wieder Seitenwind. Diesmal wird Finja gegen den eisernen Steg gedrückt, genau da, wo eine Lücke zwischen den Fendern ist. Die kleine Schramme läßt sich aber problemlos wegpolieren. Im Restaurant "Baalmann" melde ich Finja für den Liegeplatz an und mich fürs Abendessen. Auf dem Rückweg zum Boot treffe ich Michael, unseren Revierleiter vom DSV, und halte einen kleinen Klönschnack. Abends im Restaurant am Yachthafen esse ich Schnitzel "Bauernart", sehr groß und sehr lecker. Auch das Bier schmeckt.

Übers Watt nach Langeoog

Das Wetter ist gut und so lege ich morgens 2,5 Std. vor HW in Borkum ab. Ziel ist Norderney. Der Wind kommt zunächst schwach, später mäßig aus NE bis E. Es wird eine Motorfahrt.  Im Borkumer- Wattfahrtwasser habe ich auf dem Watthoch noch 10 cm Wasser unter dem Kiel und im Memmert-Wattfahrtwasser sogar 30 cm, das reicht. In der Memmertbalje weht der Wind dann mit Stärke 5 von vorn, da wird es ungemütlich naß. Kurz nach Mittag ist Norderney erreicht. Hier bleibe ich über Nacht.
Yachthafen Norderney

Auch am nächsten Tag ist der Wind immer noch ungünstig, NE-E, Stärke 4. Bis Baltrum sind es nur 10 sm, das mache ich unter Motor. Am Ostende von Norderney führt das Fahrwasser ganz nah an den Strand, dort liegen hunderte Seehunde im Sand und sonnen sich.
Seehunde am Ostende von Norderney
 Mittags bin ich da. Im kleinen Hafen  bekomme ich sogar noch einen Platz in einer Box, das ist selten hier auf Baltrum. Nach der Ankunft rufe ich die Motorenwerkstatt in Dornum an, denn Jockel braucht seinen ersten Ölwechsel und die von Hersteller vorgeschriebene Wartung. Alles geht klar, ich kann morgen nach Dornumersiel kommen, übermorgenfrüh wird die Arbeit dann erledigt.
Finja auf Baltrum
Baltrum ist die kleinste der Ostfriesischen Inseln. In ca. 3 Stunden kann man die Insel umwandern, man ist also "bald-rum". Baltrum ist autofrei, selbst fahrradfahren ist nur den Insulanern erlaubt, denn wenn die Gäste auch noch radfahren würden, befürchtet man das Verkehrs-Chaos. Transportiert wird hier alles entweder per Fahrrad mit Anhänger oder per Pferdefuhrwerk.
Nachmittags wandere ich durch die Dünen über die Insel. Zu Abend esse ich im "Seehund", da gibt es leckeren gebratenen grünen Hering.

Die "LKW" von Baltrum
Vor dem Übersetzen nach Dornumersiel bunkere ich morgens noch Lebensmittel auf Baltrum, denn in Dornumersiel liegt der Hafen weit ab vom Dorf. Im engen, verwinkelten und flachen Baltrumer-Wattfahrwasser fahre ich die 9 sm bis Dornumersiel vorsichtshalber unter Motor.  Der Hafen von Dornumersiel ist proppenvoll (fast alles Dauerlieger). Der Hafenmeister gibt mir einen günstigen Platz und hilft beim Verholen vom Meldesteiger zum Liegeplatz. Außer einem Fischimbiss und einem Campingplatz gibt es in Dornumersiel nicht viel zu sehen. Ein kleiner Spaziergang am Nachmittag und Bratfisch im Imbiss runden den Tag ab.
Wie vereinbart, steht am nächsten Morgen pünktlich um 10.30 Uhr Herr Wieben am Boot um die Wartung durchzuführen. Alles klappt gut und so kann ich um 13 Uhr, 1 Std. vor HW Dornumersiel verlassen und nach Langeoog übersetzen. In Hafen von Langeoog ist noch reichlich Platz und Joke,  der Hafenmeister, hilft mir beim Anlegen, da hier im Hafen eine kräftige Stömung läuft.
Die nächsten Tage werde ich auf Langeoog bleiben, denn es steht Pfingsten vor der Tür und übermorgen beginnt auf Helgoland die Nordsee-Woche und über Pfingsten ist zudem auf Spickeroog Regatta. Da sind die nächsten Häfen auf meiner Tour jetzt schon überfüllt. Für den Abend reserviere ich mir schon mal einen Platz in der Kajüte, dem Vereinlokal des Segelclubs. Die Kajüte ist sehr beliebt, da ihre Küche sehr gut ist und die Preise akzeptabel sind. Außerdem liegt das Inseldorf ca. 2,5 km vom Hafen entfernt und die Inselbahn fährt abends nicht mehr. Für Segler, die nicht selbst kochen wollen, ist die Kajüte die einzige Möglichkeit am Hafen abends einzukehren.

Kajüte am Yachthafen Langeoog
  Weitere Fotos zu dieser Etappe in diesem Picasa-Webalbum

Mittwoch, 18. Juli 2012

Einhand nach Skagen - Teil 2 - Langeoog bis Laboe

Inseltage auf Langeoog

Wie schon gesagt steht Pfingsten vor der Tür und auf  Langeoog füllt sich der Hafen. Das Wetter ist sommerlich warm, die Sonne strahlt in ihrer ganzen Pracht. Nach einem ausgiebigen Frühstück, mit frischen Brötchen ( zu kaufen beim Hafenmeister), fahre ich mit der Inselbahn ins Dorf. Die Bahnfahrt ist kostenlos und für die Inselgäste in den Fährkosten enthalten. Allerdings fährt die Bahn nur, wenn Fähren ankommen oder abfahren.
Die Inselbahn

Im Dorf herrscht reges Leben. Die Strassen, Geschäfte und Gaststätten sind voll.
Ich spaziere durchs Dorf zum alten Wasserturm, dem Wahrzeichen der Insel. Der Wasserturm steht auf einer Düne und von hier aus hat man einen schönen Blick auf das Seegatt Accumer Ee und die Nordsee.
Der Wasserturm, Wahrzeichen Langeoogs


Eine kleine Dünenwanderung sorgt für den nötigen Appetit auf ein Stück Sanddorn-Torte im Café Leiß. Im Strassencafé unterm Sonnenschirm sitze ich gemütlich, geniesse die Torte und schaue den flanierenden Inselgästen zu. Die Inselbahn bringt mich wieder zurück zum Hafen, denn es ist zu heiß, um die Strecke zu laufen. Abends esse ich wieder in der Kajüte, weil ich keine Lust habe bei den Temperaturen auch noch zu kochen.

Heute ist Freitag und der Hafen ist nahezu voll. Ich mache einen Spaziergang entlang der alten Pferdebahn, zum Flinthörn, dem Westende der Insel. Nachmittags kommt Herr Wieben, mein Motorenmechaniker, mit seiner Familie im Speedboot auf Pfingsturlaub. Schön eng unter der Persenning mit 3 Personen zu übernachten. Aber die Wiebens sind das gewöhnt und bei dem Sommerwetter ist das kein Problem.
Die Pfingsttage vergehen, eine gewisse "Inselroutine" hat sich eingestellt. Morgens ausgiebiges Frühstück, dann Wanderung in den Dünen oder Spaziergang durchs Dorf, je nach "Hitzegrad". Nachmittags Kuchen im Café Leiß und Abends essen in der Kajüte. Das Essen in der Gaststätte belastet zwar die Bordkasse, aber hier sind die Preise noch moderat. Selbst kochen kann ich in Dänemark noch oft genug, denn da sind Restaurantbesuche sündhaft teuer.

Über Spiekeroog nach Cuxhaven

Es ist Pfingstmontag, ich möchte weiter. Der Wind weht schwach aus Nord, für abends ist Seenebel angesagt. Um 15 Uhr, ca. 2 Std. vor HW kann ich los. Für die Strecke unter Motor rechne ich 2 Stunden, also Ankunft ca. 17 Uhr. Da müßte dann auf Spiekeroog wieder Platz im Hafen und der Seenebel hoffentlich noch nicht da sein. Bei schönstem Sonnenschein lege ich ab. Die Fahrt durchs Watt tut gut, nach so vielen Hafentagen. Als ich die Otzumer Balje erreiche scheint die Sonne in einem seltsamen Licht, das bedeutet nichts Gutes. Aber von Nebel ist weit und breit nichts zu sehen.
Vor der ca. 1 sm langen Hafenrinne von Spiekeroog kommt eine Nebelwand mit irrer Geschwindigkeit aus Richtung Seegatt. Im Nu bin ich von Nebel umhüllt. Die nächste Pricke ist kaum zu erkennen. Vorsichtig hangele ich mich von Pricke zu Pricke. Als ich endlich im Spiekerooger Hafen bin, reißt mit einem Mal der Nebel auf und der Spuk ist vorbei. Die Stege liegen wieder im Sonnenlicht vor mir, die Nebelwand zieht Richtung Watt ab. Draußen im Watt hätte das ins Auge gehen können.
Froh über die glückliche Ankunft, gehe ich zum Hafenmeister und melde mich für 3 Nächte an. Vorher ist ein Weiterkommen aufgrund der Wettervorhersage und der Tide nicht möglich.
Romantisches Spiekeroog
Am nächsten Tag hat das Wetter sich total verändert. Es ist trübe und kalt, von Sommer keine Spur mehr. Nach dem Duschen im nagelneuen Sanitärgebäude und dem Frühstück, mache ich eine Runde durchs Dorf. Seit meinem letzten Besuch vor 2 Jahren, hat sich hier fast nichts verändert. Nachmittags bleibe ich an Bord und lese. Nachts sinkt die Temperatur im Boot auf  5°C, über mein Plumeau lege ich noch eine Polarfleece-Decke. Auch den folgenden Tag verbummele ich mit lesen und kleinen Spaziergängen.
Am Donnerstag, dem 31. Mai ist die Tide günstig, nur der Wind weht schwach aus NW. Ich möchte nach Cuxhafen, das sind ca. 56 sm.  Früh um 7 Uhr, 1 Stunde vor HW Otzumer Balje lege ich ab. Vor dem Hafen setzte ich das Großsegel, vielleicht nimmt der Wind ja noch zu. Im Seegatt habe ich zunächst noch 1 Knoten Gegenstrom und auf den Bänken steht etwas Brandung. Danach wird die See ruhig und der Wind bleibt weiterhin schwach. Vor der Wesermündung liegen zahlreiche Frachter auf Reede, die ich umfahre.  Dann fängt es an zu regnen. Als ich um 12.20 Uhr die Tonne Westertill N erreiche, gießt es wie aus Eimern und es ist s...kalt. Die Fahrt um die weiten Sände bis Scharhörn ist langweilig und ungemütlich. Gott sei dank,  arbeiten Jockel und Hinnerk zuverlässig und erleichtern mir so das Leben. In der Elbemündung setzt der Gegenstrom ein, erst zaghaft mit 1 - 1,5 Knoten, dann immer kräftiger. Auch die See wird kabbelig. Als ich Neuwerk querab habe läuft der Gegenstrom mit 3,5 Knoten. Es dauert unendlich lange, bis bei dem trüben Wetter Cuxhaven in Sicht kommt. Um 18.30 Uhr, nach 11,5 Stunden, bin ich im Seglerhafen von Cuxhaven. Es regnet immer noch heftig, die Stege sind naß und rutschig. So kommt, was kommen muss, beim Sprung von Bord auf den Fingersteg, rutsche ich aus und falle auf den Steiß. Dabei verliere ich eine Festmacherleine und Finja läuft mit der Restfahrt genau auf eine Klampe am Steg. Eine kleine Macke am Vordersteven ist die Folge, das Gelcoat ist abgeplatzt. Das hätte nicht sein müssen, aber nach der langen, nassen Fahrt war ich einfach unkonzentriert. Abends tröste ich mich im Hafenrestaurant "Seglermesse"  mit Labskaus und Bier.
Seglerhafen von Cuxhaven
Am folgenden Morgen sieht die Welt schon besser aus, es ist trocken und manchmal lugt sogar die Sonne kurz hervor. Da mache ich mich gleich an die Arbeit und bessere den Schaden von gestern mit Gelcoat aus. Danach ist die Macke kaum noch zu sehen.  Nachmittags ist einkaufen, Diesel bunkern und Wäsche waschen angesagt. Im Hafenbecken tummeln sich ganz genüßlich  2 Seehunde.

Durch den Nord-Ostsee-Kanal nach Laboe

Nach 2 Hafentagen wird es Zeit die Reise fortzusetzten. Für die Strecke von Cuxhaven nach Brunsbüttel kommt der Wind zwar aus der richtigen Richtung, aber er ist, wie so oft schon auf diesem Törn, zu schwach. Die Maschine muß mitlaufen und Jockel tut das auch brav. Nach gut 2 Stunden Fahrt, kann ich in Brunsbüttel,bald  in die Schleuse einlaufen und werde sofort geschleust. Noch ein Schlenker nach Backbord und ich liege im staatlichen Yachthafen. Hier ist noch nicht viel los, die Saison beginnt gerade erst.
Morgens um 8 Uhr hole ich beim nahen Aldi noch Getränke für den zukünftigen Bedarf. Dann geht es auf den NOK. Der Himmel ist bedeckt aber es bleibt vorläufig trocken. Die Kanalfahrt ist problemlos, aber einschläfernd. Am Nachmittag frischt der Wind stark auf und es beginnt zu regnen. Die Schreiber-Marina direkt am Kanal ist überfüllt und so fahre ich weiter die Eider hinauf bis Rendsburg. Beim Regattaverein kann ich nicht anlegen, denn hier steht der Wind mit guten 5 Bft. quer zu den Boxen. Also fahre ich zum Büdelsdorfer Yachtclub und lege mit Unterstützung durch Clubmitglieder am Längssteg an. Finja wird zwar auf den Steg gedrückt, ist aber gut abgefendert.
Auf dem NOK
Die 2. Kanaletappe ist ebenso unspektakulär wie die gestrige. Auch das Schleusen in Kiel-Holtenau geht gut. Auf der Kieler-Förde weht ein frischer Wind und trägt uns, vorbei am Leuchtturm Friedrichsort,  hinüber nach Laboe. In der Baltic-Bay-Marina bekommt Finja einen schönen Liegeplatz.

Weitere Fotos zu dieser Etappe in diesem Picasa-Webalbum

Dienstag, 17. Juli 2012

Einhand nach Skagen - Teil 3 - Laboe bis Juelsminde

Ab jetzt geht`s nach Norden

Der Himmel ist heute, am 6. Juni, bedeckt, aber die Windrichtung stimmt. 2 Beaufort, Tendenz steigend, aus SE.  Um 9 Uhr verlasse ich Laboe. Vor dem Hafen wird das Groß gesetzt, da der Wind aber noch schwach ist, bleibt die Genua drin und Jockel schiebt mit.  Bei der Tonne Klüverberg kann ich einen Kurs weiter nördlich steuern. Die Genua wird ausgerollt und Jockel hat Pause. Der Wind nimmt zu und weht bei Stollergrund Süd schon mit 3 Bft. Es ist schönes Segeln. Stetig wird der Wind stärker und ca. 5 Meilen vor Schleimünde weht es dann mit 6 Bft. Ich müßte schon längst ein Reff eingebunden haben, aber Finja fliegt mit 7,5 Knoten nur so dahin. Das Boot zittert manchmal ganz ordentlich, das geht aufs Material. Aber auf der gesamten Tour hatte ich bisher noch nicht so guten Wind, das will ich auskosten. Bei achterlichem Wind mit 6 Bft. möchte ich dann doch nicht unter Segeln in die Schlei einlaufen und so gestaltet sich das Segelbergen vor Schleimünde zur akrobatischen Übung. In Kappeln finde ich bei Henningsen & Steckmest einen guten Liegeplatz.

Das heutige Ziel ist Soenderborg. Der Wind bleibt auf SE, hat aber seine Kraft verloren. Bei 1-2 Bft. muß Jockel wieder arbeiten. Auch Hinnerk, der eiserne Steuermann, ist wieder im Dienst. Er hat bei glatter See allerdings eine leichte Aufgabe. Da die Sicht sehr schlecht ist, habe ich so genug Zeit um Ausschau zu halten. Ohne Kartenplotter möchte ich jetzt nicht unterwegs sein. 12 Uhr liegt der Leuchtturm Kalkgrund querab. Als ich kurze Zeit später die Seegrenze zu Dänemark erreiche, hisse ich den Danneborg unter die Steuerbordsaling.

An Bord weht jetzt der Dannebrog
Die Marina Soenderborg scheint noch im Winterschlaf zu sein, Finja kann sogar an einem der ganz wenigen Längsstege liegen. In der Stadt versorge ich mich zuerst mit dänischen Kronen, dann wird eingekauft. Diesel muß ebenfalls gebunkert werden.
Windmühle in Soenderborg

Durch Als-Fjord und kleinen Belt ins Kattegat

Am nächsten Tag um 9 Uhr öffnet die Brücke über den Als-Fjord. Ich bin pünktlich zur Stelle und kann ohne Wartezeit mit mehreren anderen Booten die Brücke passieren. Leider ist das Wetter schlecht, Flaute, Nieselregen und was viel schlimmer ist, Nebel. Die Sicht beträgt zunächst noch ca. 500 Meter, verschlechtert sich aber zunehmend. Am Abzweig nach Augustenborg sind es kaum noch 100 Meter. Kurze Zeit später versagt mein Kartenplotter seinen Dienst, die gespeicherte Karte ist zuende. So ein Schiet, für ein Update ist keine Zeit. Vor mir fährt ein dänischer Segler, der sich offensichtlich auskennt. An den hänge ich mich ran, denn es sind weder Tonnen noch das Ufer zu sehen. Bei der Einfahrt zur Dyvig lichtet sich der Nebel etwas, Sicht jetzt ca. 1000 Meter. Ich bringe den Plotter auf Vordermann und steuere in den kleinen Belt, Kurs Aarösund. Langsam verbessert sich die Sicht weiter auf ca. 1,5 sm. Den großen Frachtern, die nach Aabenraa fahren, kann ich rechtzeitig ausweichen. Mittags mache ich in Aarösund fest. Im Hafen und auf den Booten ist kein Mensch, alles ist wie ausgestorben. Der Regen hört auf und so kann ich einen kleinen Spaziergang machen.
Hafen von Aarösund
Auch am folgenden Tag ist das Wetter nicht berauschend, es ist kalt und regnerisch. Der Wind bläst aber mit 4-5 Bft. aus W, ich kann nach Middelfart segeln. In der Abdeckung der Insel Brandsö ist das Wasser angenehm ruhig, ansonsten ist die See um 1 Meter und recht kabbelig. Vor der Marina Middelfart segeln die Dänen ihre Opti-Landesmeisterschaft und ich steuere, ohne jemand zu behindern, vorsichtig um das Feld in den Hafen. Schade, daß die Kinder kein besseres Wetter haben. Beim Anlegen wird Finja von einer plötzlichen Boe hart gegen die Spitze des Seitenstegs geworfen, natürlich genau da, wo kein Fender hängt. Der Steg ist aus Holz, und mit einiger Mühe läßt sich die Macke später wegpolieren. Es regnet den ganzen Tag und den folgenden auch. Das macht mir aber nichts, denn ich muß mal wieder klar Schiff und große Wäsche machen.
Montag, den 11. Juni, verlasse ich Middelfart um nach Juelsminde zu segeln. Auch wenn das Wetter weiterhin bedeckt und kalt ist, bin in guter Stimmung. Morgen wollen Renate und Fine mit dem Auto nach Juelsminde kommen um dort eine Woche Urlaub bei mir auf dem Boot zu machen. Die Fahrt durch den engen, kurvigen kleinen Belt geniesse ich. Vor der Autobahnbrücke bei Middelfart spielt eine Schule von 5 -6 Schweinswalen im Wasser. Keine 50 Meter von Finja entfernt. Leider gelingen mir keine Fotos, denn die Tiere sind zu schnell. Nach dem Runden des Leuchtturms von Strib geht es ins Kattegat.
Leuchtturm Strib
Als der Vejle-Fjord überquert ist, gilt es noch ein großes Flach zu umrunden bevor man Juelsminde ansteuert . Dort liegen im neuen Teil des Yachthafens Juelsminde nur wenige Boote. Ich kann Finja an einen der wenigen Längsstege legen. Das Nachbarboot ist ein Motorboot von 56 Fuß Länge, es gehört dem Enkel des LEGO- Erfinders.

Weitere Fotos in diesem Picasa-Webalbum








Freitag, 6. Juli 2012

Einhand nach Skagen - Teil 4 - Juelsminde bis Skagen

Besuch an Bord

Heute kommen meine Frau Renate und unser Hund Fine, um bei mir Urlaub zu machen. Klar Schiff habe ich gemacht und eingekauft ist auch. Nachmittags sind sie endlich da, etwas erschöpft von der langen Autofahrt, aber wohlbehalten. Nach einem stärkenden Kaffee mit Kuchen, besichtigen wir den Hafen und den Ort. Abends essen wir im Fischrestaurant am Hafen, danach legen sich die Gäste schlafen. Nachts ist es so kalt, daß die Heizung laufen muß.
Yachthafen Juelsminde
Durch Renates Auto bietet sich die Möglichkeit, das weitere Umland zu erkunden. Wir fahren durch die liebliche Hügellandschaft Jütlands zum Fischerdorf Snaptun und  nach Horsens. In Horsens bummeln wir in der Altstadt, dann die Einkaufstrasse entlang, setzen uns in ein Strassencafé und geniessen den Tag.
In der Altstadt von Horsens
Am nächsten Tag zieht es uns nach Vejle. Die Stadt ist wenig attraktiv, deshalb beenden wir den Besuch bald. Zurück in Juelsminde kaufen wir bei einem Bäcker hervorragendes Gebäck. Die Kaffeetafel verlegen wir auf Finja.
Fine in ihrer "Hundekoje"
15. Juni, Freitag. Renate meint, ich müßte mal zum Frisör meine Haarpracht stutzen lassen. Ich bin folgsam und so vergeht ein Teil des Tages mit Warten und anschließendem Haarschnitt. In neuer Schönheit zeige ich mich abends beim Essen in der Fiskebutik.
Renates letzter Tag bei mir ist angebrochen, morgen in aller Frühe muß sie mit Fine zurückfahren. Wir machen einen langen Strandspaziergang, freuen uns über die herrliche Ruhe am Wasser außerhalb der Saison und sind ein wenig traurig über die bevorstehende Trennung.
Strand bei Juelsminde

 

Rund Djursland

Morgens um 5 Uhr reisen Renate und Fine ab. Auch mich hält jetzt nichts mehr in Juelsminde und so bin ich um 6 Uhr auf dem Weg nach Tunö. Das Wetter ist gut, nur der Wind ist mal wieder schwach. Jockel muß Hilfe leisten. Nach 24 sm erreiche ich um 10 Uhr Tunö. Bei strahlendem Sonnenschein  laufe ich über die Insel ins malerische Dorf zum Köbmand, kaufe Brot und Obst. Als ich zurück an Bord bin, ziehen dunkle Wolken auf. Ein Unwetter mit Gewitter und Sturmboen tobt über der Insel. Die Temperatur fällt erneut in den Keller. Wassermassen ergiessen sich über Finja. Eine Frontscheibe ist  wohl nicht ganz dicht und so tropft Wasser auf die Backbord-Bank im Salon. Meinen Lieblingsplatz unter Deck muß ich räumen. Das Unwetter hält sich bis Abends.
Kirchturm = Leuchtturm auf Tunö

Am nächsten Morgen ist es trocken, aber der Wind weht noch kräftig. Der Wetterbericht sagt allerdings abnehmenden Wind vorher. Um 10 Uhr lege ich ab und setzte Groß und Genua. Der SW schiebt gut. Mit passieren der Insel Hjelm komme ich soweit nördlich, wie ich bisher noch nicht mit einem Boot war. Mittags ist der Wind so abgeflaut, daß Jockel unterstützen muß, wenn ich nicht zuspät abends in Grenaa ankommen will. Der Wind bleibt bis zur Hafeneinfahrt Grenaa schwach. Aber dann, als ich gerade in eine Box einlaufe, fegen mächtige Boen über den Hafen. Zum Glück hat die Box in Lee eine Sorgleine, in die ich gedrückt werde. Der Druck in die Leine ist so groß, das  ich Finja nicht weiter zum Steg bewegt kriege. Freundliche Helfer übernehmen die Vorleinen und ziehen Finja mit vereinten Kräften an den Steg. Erst jetzt sehe ich, daß der Steg so tief liegt, daß ich ohne Bugleiter nur schlecht von, aber garnicht mehr an Bord gekommen wäre. Also Bugleiter aus der Backskiste kramen, anbringen und dann den Hafen inspizieren. Der Yachthafen Grenaa ist groß, liegt aber weit von der Stadt entfernt. Die Versorgungsmöglichkeiten (mit Ausnahme von Diesel) sind schlecht.  Die lecke Frontscheibe dichte ich ab und  begebe mich danach zum Essen in die Pizzeria am Hafen. Sie ist, neben einer Eisdiele, das Einzige was im Hafen geöffnet hat.
Insel Hjelm

Mein heutiges Ziel ist Boennerup, ein kleiner Fischerei- und Yachthafen ca. 18 sm entfernt. Diesmal  mal haben wir Flaute von vorn oder anders gesagt N, Stärke 1. Schon wieder motoren. Ich fahre dicht unter der Küste zunächst an Grenaa und dann an einer schönen Steilküste vorbei. Zwischen Leuchturm Fornaes und Boennerup umfahre ich ein größeres Flach.
Leuchtturm Fornaes

Dann steuere zwischen den mächtigen Molenköpfen in den Hafen. Die Hafenbecken sind sehr verzweigt, eng und unübersichtlich. Im Yachthafen kann ich an einen Steg längsseits gehen. Der Fischereihafen ist voller Kutter, die ihren Fang anlanden. Dort kaufe ich Röget Reier (geräucherte Nordmeergarnelen) und verspeise sie mit Majo und großem Vergnügen. Das Dorf ist klein, hat einen  schönen Strand, einen großen Imbiss und einen Dagli Brugsen (kleinen Supermarkt). Abends gönne ich mir im Imbiss einen riesigen Hamburger.
Hafen Boennerup

In der Aalborg-Bucht

Heute bin ich früh unterwegs, habe um 6.45 Uhr den Hafen verlassen. Die See ist ruhig, NNE 2-3. Wieder keine idealen Segelbedingungen. Das Kreuzen ist mühselig und bringt kaum Strecke in Richtung meines Ziels Oester Hurup. Irgendwann bitte ich Jockel um Mithilfe. Der große Windpark an der Mündung des Mariager-Fjords kommt schon bald nach Verlassen des Hafens Boennerup in Sicht. Bis auf Höhe des  Mariager-Fjords bin ich allein auf weiter See. Dann begegnen mir einige Fischer. Auf den letzten Meilen nach Oester-Hurup ist besondere Aufmerksamkeit erforderlich, denn hier stehen viele Stellnetze. Direkt vor dem Hafen Oester-Hurup liegt eine Barre, die nur notdürftig betonnt ist. Wahrschau beim Einlaufen! Laut Hafenhandbuch ist ein Anlaufen dieses Hafens, bei Starkwind oder Sturm aus Ost, gefährlich bis unmöglich. Das Hafenbecken ist eng. Es sind einige Boxen frei und ich finde für Finja einen guten Platz.
In Oester-Hurup
Der Ort liegt ca. 1 km vom Hafen entfernt. Es bietet neben einem Supermarkt und etwas Gastronomie auch einen kleinen Yachtausrüster. Hier kaufe Sikaflex zum erneuten Abdichten der Frontscheibe. Abends fängt es an zu regnen und ich beköstige mich mit dem Inhalt einer Dose aus meinem Vorrat.

Am folgenden Tag hat sich das Wetter weiter verschlechtert. Regen und Wind, 6-7 aus Ost. An ein Auslaufen ist nicht zu denken. Ich lege einen Waschtag ein.

Brandung vor Oester-Hurup


Am Limfjord

Sofort nach dem Aufwachen merke ich, daß der Wind deutlich nachgelassen hat. Kein Pfeifen mehr im Rick und auch die Brandung am nahen Strand ist nicht mehr zu hören. Ein Rundblick zeigt, heute kann ich weiter. Schnell duschen und frühstücken und schon gehts los. In der Hafeneinfahrt macht die Barre keine Probleme. Gestern stand hier eine kräftige, gefährliche Welle. Die Genua fliegt hoch und Kurs Hals liegt an. Hinnerk übernimmt die Hauptarbeit. Vor der Küste stehen wieder viele Stellnetze und so ist Aufmerksamkeit geboten. Hin und wieder muß ich von Hand steuernd die Netze umfahren. Schon von Weitem sieht man den Leuchtturm Hals Barre und dann an der Mündung des Limfjord auch die beiden Feuer Hals Barre Nord und Süd. Als ich sie erreiche berge ich das Segel.
Leuchtturm Hals Barre

Die Einfahrt in den Limfjord ist gut ausgetonnt, wegen der vielen Sandbänke sollte man unbedingt im Tonnenstrich bleiben. Als ich um 12.40 Uhr in den Hafen von Hals einlaufe, ist dort reichlich Platz. Es ist gerade "Bettenwechsel". Die Letzten von gestern verlassen den Hafen und die Neuen kommen nach und nach an. An der Kaje finde ich einen guten Liegeplatz, allerdings ohne Wasseranschluß. Der Ort und der Hafen sind viel besucht und auf Touristenströme ausgelegt.
Yachthafen Hals

Ein riesiger Supermarkt ist nur 100 Meter von meinem Liegeplatz entfernt. Bereits kurz nach Mittag bilden sich erste Päckchen. Nachmittags erkunde ich den Ort. Heute ist Mittsommernacht. Der Hafenmeister hatte mich schon beim Kassieren darauf hingewiesen und mich zum abendlichen Spektakel eingeladen. Gegen 18 Uhr pilgern alle zum Festplatz und versammeln sich ums große Feuer. Dann geht es ins Festzelt und bei Tanzmusik ( zu der niemand tanzt) wird eifrig getrunken. Nach einigen Bier verhole ich mich in die Koje.
Der nächste Morgen ist grau in grau mit Starkwind 6-7. Das ist kein Wetter  zum Auslaufen. In den kurzen Regenpausen erkunde ich den Ort. Es ist Sonntag, aber wegen des schlechten Wetters sind kaum Touristen da. Alles wirkt etwas verschlafen, besondere Sehenswürdigkeiten gibt es nicht. Nur an der Eisdiele ist reger Betrieb, die Kunden stehen Schlange für ein Eis. Trotz des schlechten Wetters.
Run auf die Eisdiele

Abends gönne ich mir eine Pizza beim Italiener.
Montagsmorgens ist das Wetter unverändert. Ich beschließe mit dem Bus nach Aalborg zu fahren. Die Busfahrt, durch hügelige Landschaft, dauert eine knappe Stunde. In Aalborg bummele ich durch die Altstadt und die Einkaufsstrassen, immer auf der Flucht vor Regenschauern.
Aalborg, alte Apotheke

Es ist ungemütlich, nass und kalt, kein Wetter zum Draußensein. Am frühen Nachmittag kehre ich nach Hals zurück.

Nordjütland

Der Wind weht immer noch kräftig. Im Hafen binde ich ein Reff ein und lege dann ab. Unter Motor geht es durch die Fahrrinne ca. 3 sm raus. Dann setzte ich Groß und Genua. Nachdem Kurs 25° anliegt übernimmt Hinnerk das Steuern. Ziel ist Saeby eine nette kleine Hafenstadt ca. 6 sm südlich Frederikshavn. Der Wind hat mittlerweile auf 4 Bft. nachgelassen und das Reff ist ausgeschüttet. Heute ist ein schöner Segeltag, guter Wind, kaum Welle und manchmal etwas Sonne. Nur einmal zieht eine Regenfront in einiger Entfernung vorbei.
Durchzug einer Regenfront

Ca. 5 sm vor Saeby dreht der Wind und kommt nun spitz von vorn. Zum Kreuzen habe ich keine Lust und deshalb hilft Jockel den Rest der Strecke mit. Im großen Yachthafen  finde ich eine lange Box mit Strecktauen an der Promenade. Hier kann ich gut anlegen.
Wahrzeichen von Saeby: Die Frau vom Meer

Der Hafen ist gut ausgestattet und liegt direkt an der Stadt. Nach einem Hafenbummel esse ich im Fischimbiss im Hafen frische Scholle.
Stockfisch (Scholle) beim Hafenimbiss
Nach dem Frühstück erkunde ich die Stadt. Die Kirche überragt Hafen und Altstadt und strahlt im Sonnenlicht. Kleine Fischerhäuser säumen die Strassen und Gassen. An der historischen Wassermühle vorbei, gelange ich in einen kleinen Park, der sich wieder Richtung Hafen erstreckt. Alles ist überschaubar, auch die Einkaufsstrassen, die sich an die Altstadt anschließen. Nachmittags kaufe ich ein und bunkere Diesel.

An der Spitze Dänemarks

Heute will ich mein Törnziel endlich erreichen, auf nach Skagen. Bei schwachem Wind setzte ich Groß und Genua und segle los. Nach Verlassen des Hafens kann man  die große Hafenstadt Fredrikshavn schon sehen und auch die Insel Hirsholm, die ich ansteuere. Die Fähren von Fredrikshavn nach Laesö und Göteborg in Schweden, kreuzen meinen Kurs. Ich steuere außen um Hirsholm herum, denn zwischen der Insel und dem Festland liegen viele Untiefen.
Insel Hirsholm

Als ich Hirsholm erreiche schläft der Wind mal wieder ein, Jockel muß helfen. Bis Skagen ist es eine ruhige Fahrt. Vor Skagen liegen einige Frachter auf Reede. Die mächtigen Hafenmolen zeichnen sich vor der Silouette der Stadt ab. Ich schlüpfe hindurch in den Vorhafen. Noch einmal Abbiegen und schon bin ich im Yachthafen, der direkt an den Fischereihafen angrenzt. Man liegt hier mit dem Bug zum Steg vor Heckanker. Da ich allein an Bord bin, suche ich mir eine Lücke in der ich längsseits am Kai liegen kann. Das Festmachen ist etwas kompliziert, denn die Festmacherringe liegen sehr weit auseinander und der (zwar geringe) Tidenhub muß auch berücksichtigt werden. Als alles geregelt ist, ist es 12 Uhr Mittags.
Finja in Skagen

Ich habe mein Törnziel erreicht und bin auch ein wenig stolz darauf. Nachmittags bummle ich durch die Stadt.  Dann geniesse das bunte Treiben im Hafen.
Yachthafen Skagen

Zur Feier des Tages esse ich Abends Lachs mit Tymian-Kartoffeln in einem Restaurant bei den Packhäusern.
Packhäuser in Skagen

Dies ist die nördlichste Position dieses Törns: N 57°43,09   E 10°35,32. Es ist auch die nördlichste Position, die ich bisher mit einem Segelboot erreicht habe.

Es ist Freitag, der 29. Juni und das Wetter ist mal wieder total umgeschlagen. Dichte Bewölkung mit ab und zu Regen und Sturm der Stärke 8. Die Gischt spritzt über die äußere Hafenmauer und im Rick pfeift es ordentlich. In den Regenpausen erkunde ich die Stadt so gut es geht, weitere Strecken können aber nicht zurückgelegt werden. Auch der Besuch des Skagen-Museums fällt aus, es liegt zuweit weg. Der Hafenmeister macht mich darauf aufmerksam, daß am kommenden Wochenende das Skagen-Musik-Festival beginnt und der Hafen langsam "zugeparkt" wird. Sollte ich vor dem Festival noch auslaufen wollen, müßte das bald geschehen. Naja, bei Windstärke 8 kommen nicht viele neue Boote und kaum einer verläßt den Hafen. Mal sehen was morgen ist.



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Donnerstag, 5. Juli 2012

Einhand nach Skagen - Teil 5 - Skagen bis Ebeltoft

Die Rückreise beginnt

Samstag, 30. Juni. Das Wetter hat sich etwas gebessert. Gelegentlich Regen, der Wind laut Vorhersage E 5 Bft, abnehmend. Ein Blick in die Hafenausfahrt zeigt, daß draußen noch etwas Welle steht. Immer mehr Boote kommen in den Hafen. Auch der Platz um Finja wird enger.
Finja wird "zugeparkt"

Um 10 Uhr lege ich ab, um nicht über eine Woche in Skagen festzuhängen. Vor dem Hafen ist es noch relativ ruhig, aber je weiter ich in die Albaek-Bucht komme um so höher werden die Wellen. Der Wind kommt statt aus Ost aus Südwest, also von vorn. Er nimmt auch nicht ab, wie angekündigt, sondern legt weiter zu. Ich lasse die Segel unten und motore gegen Wind und Wellen. Ziel ist Saeby, denn Albeck oder Fredrikshavn kommen wegen der vorgelagerten Untiefen und der Wetterbedingungen nicht in Frage. Auch Laesö  scheidet aus, denn da wird es recht voll sein von schwedischen Booten, die auf der Überfahrt dort Schutz suchen. Das Wetter wird zusehens ungemütlicher. Gegen 12 Uhr weht es mit 8 Bft, die Wellenhöhe schätze ich auf 2,5 Meter. Finja arbeitet schwer in der rauhen See. Wenn das Boot in die Wellentäler kracht, spüre auch ich Schmerzen. Ich hoffe inständig, daß alles gut geht und das Material hält. Der Regen ist zum Dauerregen geworden und ich bin pischtnaß, denn bei den Bedingungen möchte ich nicht von innen steuern. Außer mir ist nur noch ein großes norwegisches Segelboot , ca 50 Fuß, in Sichtweite. Nachdem Hirsholm passiert ist, läßt der Wind etwas nach und auch die Wellenhöhe nimmt ab, endlich! Als Saeby in Sicht kommt ist das Wetter schon wieder moderat. Im Hafen lege ich Finja an die Promenade und entspanne erstmal. So einen Höllenritt hatte ich mit Finja bisher noch nie. Abends esse ich im Fischimbiss. Bei Sonnenuntergang gibt es am Hafen eine richtige Flaggenparade zur Einholung des Dannebrog. Ein Trompeter spielt dabei die Nationalhymne. Einfach schön!
Flaggenparade in Saeby


Ich bleibe in Saeby. Das Wetter ist wieder schlechter geworden und einen weiteren "Höllenritt" möchte ich mir und Finja ersparen. Dieser Hafentag wird genutzt, um Wäsche zu waschen und klar Schiff zu machen. Bei der am Ende des Hafens liegenden Tankstelle bunkere ich 2 Kanister Diesel.
Das Wetter will sich nicht bessern, also noch ein Hafentag. Den Tag verbringe ich mit lesen und rumgammeln.

Über Hals und Boennerup nach Ebeltoft

Endlich gute Wetterbedingungen. Um 6.30 Uhr lege ich ab. Obwohl die Box ca. 15 Meter lang ist, geht das auch alleine recht gut, denn an beiden Seiten befinden sich Strecktaue. Das Zuviel an Wind der letzten Tage, wird heute durch Schwachwind kompensiert. Jockel hat einen arbeitsreichen Tag vor sich. Über spiegelglatte See motore ich nach Hals. So früh bin ich weit und breit der Einzige auf dem Wasser.
Allein auf stiller See
Um 13 Uhr erreiche ich Hals, bevor die Masse der Spätaufsteher einläuft. Ich lege mich auf Kopf an einen Steg neben den Liegeplätzen der Fischer, denn  dort ist es so eng, daß keiner zu mir ins Päckchen kann. Auf Strom- und Wasseranschluß verzichte ich dafür, denn auch morgen möchte ich wieder früh los. Im großen Supermarkt am Hafen versorge ich mich reichlich mit Lebensmitteln, denn in Boennerup gibt es nur einen kleinen Laden und in Ebeltoft liegt der Supermarkt sehr weit vom Hafen weg.
Um 5.50 Uhr verlasse ich den Hafen von Hals. Ein schöner Sommertag beginnt. Bei den Ansteuerungs-Leuchtbaken Hals-Barre setzte ich Kurs 155° direkt auf Boennerup ab.
 
Leuchtbake Hals-Barre

Der eiserne Hinnerk übernimmt das Steuern nun bis kurz vor der Hafeneinfahrt. Unterwegs habe ich Zeit allerlei Dinge zu erledigen. Auch unter Deck kann ich arbeiten, denn es sind keine anderen Boote zu sehen und ein kurzer Rundumblick alle paar Minuten reicht als Kontrolle aus. Mittags, 12 Uhr, mache ich in Boennerup an einem der letzten freien Plätze fest. Ein Spaziergang zum Hafenvorplatz bringt des Rätsels Lösung: morgen beginnt das örtliche Hafenfest und alle haben sich schon einen Liegeplatz gesichert. Da ich morgen sowieso weiter möchte, stören mich die Menchenmassen nicht, und der Lärm geht ja erst morgenabend los, wenn ich schon fort bin.

Heute habe ich mit 48 sm eine lange Etappe nach Ebeltoft vor mir und bin schon um 6 Uhr unterwegs. Es herrscht totale Flaute. Die See ist glatt wie ein Ententeich. Einzelne Fischer holen ihre Netze und Reusen ein. Ein ruhiger, friedlicher Morgen. Beim Leuchtturm Fornaes ändere ich den Kurs auf Süd. Eine leichte Brise erhebt sich. Ich setzte Groß und Genua. Aber der Wind ist zu schwach, die Geschwindigkeit über Grund beträgt nur 1,5 Kn. So komme ich heute nicht bis Ebeltoft, da muß Jockel unterstützen. Auf Höhe der Insel Hjelm legt der Wind endlich zu. Jockel wird abgeschaltet. Mit 6 Kn Fahrt fliegen wir Ebeltoft entgegen. Herrliches Segeln. 1 sm vor Ebeltoft, da wo das große Flach beginnt, hat die rauschende Fahrt ein Ende. Konzetiert steuere ich durch die Untiefe. Im Yachthafen Ebeltoft finde ich einen Liegeplatz genau an der Stelle, an der ich vor 8 Jahren mit Renate und unserem Motorboot "Butt" schon einmal gelegen habe.
Finja in Ebeltoft





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Mittwoch, 4. Juli 2012

Einhand nach Skagen - Teil 6 - Ebeltoft bis Kappeln


Südwestliches Kattegat und kleiner Belt

Nachdem ich einen Hafentag in Ebeltoft verbracht habe, der mit Stadtbummel, Einkaufen und Klarschiffmachen ausgefüllt war, zieht es mich weiter Richtung Heimat. Auf Tunö findet zur Zeit das jährliche große Musikfestival statt, deshalb ist der Hafen dort wegen Überfüllung geschlossen. Mein Zielhafen heißt daher Hou. Das Wetter hat sich geändert, es ist diesig, kühl und wenig Wind. Die Sicht beträgt etwa 2 sm. Um 8 Uhr lege ich ab. Das Flach vor dem Hafen ist schnell passiert. In der Ebeltoft-Bucht verschlechtert sich die Sicht weiter. Als ich die Route der Schnellfähren Arhus - Seeland kreuze, kommt dichter Nebel auf. Von einer Minute auf die andere, reicht die Sicht nur noch ca. 100 Meter. Sofort verlangsame ich die Fahrt, lausche auf Geräusche und gebe Schallsignale mit meinem Nebelhorn. Sehen und hören kann ich nichts, es ist, als wären Finja und ich in Watte eingepackt. Dann taucht plötzlich ein Segler auf Gegenkurs ca. 50 Meter neben mir auf. Ich bekomme einen gehörigen Schreck, denn der hat kein Nebelsignal gegeben. Nach weiteren 10 Minuten ertönt in einiger Entfernung an Steuerbord ein Nebelsignal, das schnell näher kommt. Dann ist auch kräftiges Motorengeräuch zu hören. Mir rutscht das Herz in die Hose, als ich ca. 300 Meter hinter mir schehmenhaft eine riesige Schnellfähre vorbei rauschen sehe.
Schnellfähre im Nebel

Kaum hat die Fähre mich passiert, verstummen ihre Nebelsignale. Ich gehe davon aus, dass die Fähre mich auf ihrem Radar gesehen hat. Mit schlotternden Knien geht es weiter. Dann endlich, als ich den Fährtrack hinter mir habe und auf ein grosses Untiefengebiet zulaufe, verschwindet der Nebel ebenso schnell, wie er gekomen war. Dafür fällt wenig später der Kartenplotter aus. Es ich habe aber kein Problem den Hafen Hou durch die vorgelagerten Untiefen anzusteuern, da ich auf neue Papierseekarten zurückgreifen kann. Später im Hafen kann ich den Plotter durch ein Reset wiederbeleben. Hou bietet nicht viel, hat aber ein nettes Strandlokal, in dem man eine gute Pizza essen kann.
Der Hafen von Hou

Am nächsten Morgen geht es weiter nach Bogense. Nach Passieren der Untiefen vor Hou setzte ich Groß und Genua. Zunächst läuft es recht gut, doch dann macht der Wind mal wieder schlapp. Den größten Teil der Strecke motore ich durch eine Flaute. Gegen Mittag komme ich in Bogense an und finde sofort eine Box zum Anlegen. Die meisten Segler legen hier erst zur vor Mittag ab und so findet man um diese Uhrzeit, trotz Hochsaison meist ein gutes Plätzchen. Die Stadt ist hübsch, nachmittags fülle ich den Proviant auf.
Alter Hafen Bogense

Fortsetzung folgt

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