Freitag, 6. Juli 2012

Einhand nach Skagen - Teil 4 - Juelsminde bis Skagen

Besuch an Bord

Heute kommen meine Frau Renate und unser Hund Fine, um bei mir Urlaub zu machen. Klar Schiff habe ich gemacht und eingekauft ist auch. Nachmittags sind sie endlich da, etwas erschöpft von der langen Autofahrt, aber wohlbehalten. Nach einem stärkenden Kaffee mit Kuchen, besichtigen wir den Hafen und den Ort. Abends essen wir im Fischrestaurant am Hafen, danach legen sich die Gäste schlafen. Nachts ist es so kalt, daß die Heizung laufen muß.
Yachthafen Juelsminde
Durch Renates Auto bietet sich die Möglichkeit, das weitere Umland zu erkunden. Wir fahren durch die liebliche Hügellandschaft Jütlands zum Fischerdorf Snaptun und  nach Horsens. In Horsens bummeln wir in der Altstadt, dann die Einkaufstrasse entlang, setzen uns in ein Strassencafé und geniessen den Tag.
In der Altstadt von Horsens
Am nächsten Tag zieht es uns nach Vejle. Die Stadt ist wenig attraktiv, deshalb beenden wir den Besuch bald. Zurück in Juelsminde kaufen wir bei einem Bäcker hervorragendes Gebäck. Die Kaffeetafel verlegen wir auf Finja.
Fine in ihrer "Hundekoje"
15. Juni, Freitag. Renate meint, ich müßte mal zum Frisör meine Haarpracht stutzen lassen. Ich bin folgsam und so vergeht ein Teil des Tages mit Warten und anschließendem Haarschnitt. In neuer Schönheit zeige ich mich abends beim Essen in der Fiskebutik.
Renates letzter Tag bei mir ist angebrochen, morgen in aller Frühe muß sie mit Fine zurückfahren. Wir machen einen langen Strandspaziergang, freuen uns über die herrliche Ruhe am Wasser außerhalb der Saison und sind ein wenig traurig über die bevorstehende Trennung.
Strand bei Juelsminde

 

Rund Djursland

Morgens um 5 Uhr reisen Renate und Fine ab. Auch mich hält jetzt nichts mehr in Juelsminde und so bin ich um 6 Uhr auf dem Weg nach Tunö. Das Wetter ist gut, nur der Wind ist mal wieder schwach. Jockel muß Hilfe leisten. Nach 24 sm erreiche ich um 10 Uhr Tunö. Bei strahlendem Sonnenschein  laufe ich über die Insel ins malerische Dorf zum Köbmand, kaufe Brot und Obst. Als ich zurück an Bord bin, ziehen dunkle Wolken auf. Ein Unwetter mit Gewitter und Sturmboen tobt über der Insel. Die Temperatur fällt erneut in den Keller. Wassermassen ergiessen sich über Finja. Eine Frontscheibe ist  wohl nicht ganz dicht und so tropft Wasser auf die Backbord-Bank im Salon. Meinen Lieblingsplatz unter Deck muß ich räumen. Das Unwetter hält sich bis Abends.
Kirchturm = Leuchtturm auf Tunö

Am nächsten Morgen ist es trocken, aber der Wind weht noch kräftig. Der Wetterbericht sagt allerdings abnehmenden Wind vorher. Um 10 Uhr lege ich ab und setzte Groß und Genua. Der SW schiebt gut. Mit passieren der Insel Hjelm komme ich soweit nördlich, wie ich bisher noch nicht mit einem Boot war. Mittags ist der Wind so abgeflaut, daß Jockel unterstützen muß, wenn ich nicht zuspät abends in Grenaa ankommen will. Der Wind bleibt bis zur Hafeneinfahrt Grenaa schwach. Aber dann, als ich gerade in eine Box einlaufe, fegen mächtige Boen über den Hafen. Zum Glück hat die Box in Lee eine Sorgleine, in die ich gedrückt werde. Der Druck in die Leine ist so groß, das  ich Finja nicht weiter zum Steg bewegt kriege. Freundliche Helfer übernehmen die Vorleinen und ziehen Finja mit vereinten Kräften an den Steg. Erst jetzt sehe ich, daß der Steg so tief liegt, daß ich ohne Bugleiter nur schlecht von, aber garnicht mehr an Bord gekommen wäre. Also Bugleiter aus der Backskiste kramen, anbringen und dann den Hafen inspizieren. Der Yachthafen Grenaa ist groß, liegt aber weit von der Stadt entfernt. Die Versorgungsmöglichkeiten (mit Ausnahme von Diesel) sind schlecht.  Die lecke Frontscheibe dichte ich ab und  begebe mich danach zum Essen in die Pizzeria am Hafen. Sie ist, neben einer Eisdiele, das Einzige was im Hafen geöffnet hat.
Insel Hjelm

Mein heutiges Ziel ist Boennerup, ein kleiner Fischerei- und Yachthafen ca. 18 sm entfernt. Diesmal  mal haben wir Flaute von vorn oder anders gesagt N, Stärke 1. Schon wieder motoren. Ich fahre dicht unter der Küste zunächst an Grenaa und dann an einer schönen Steilküste vorbei. Zwischen Leuchturm Fornaes und Boennerup umfahre ich ein größeres Flach.
Leuchtturm Fornaes

Dann steuere zwischen den mächtigen Molenköpfen in den Hafen. Die Hafenbecken sind sehr verzweigt, eng und unübersichtlich. Im Yachthafen kann ich an einen Steg längsseits gehen. Der Fischereihafen ist voller Kutter, die ihren Fang anlanden. Dort kaufe ich Röget Reier (geräucherte Nordmeergarnelen) und verspeise sie mit Majo und großem Vergnügen. Das Dorf ist klein, hat einen  schönen Strand, einen großen Imbiss und einen Dagli Brugsen (kleinen Supermarkt). Abends gönne ich mir im Imbiss einen riesigen Hamburger.
Hafen Boennerup

In der Aalborg-Bucht

Heute bin ich früh unterwegs, habe um 6.45 Uhr den Hafen verlassen. Die See ist ruhig, NNE 2-3. Wieder keine idealen Segelbedingungen. Das Kreuzen ist mühselig und bringt kaum Strecke in Richtung meines Ziels Oester Hurup. Irgendwann bitte ich Jockel um Mithilfe. Der große Windpark an der Mündung des Mariager-Fjords kommt schon bald nach Verlassen des Hafens Boennerup in Sicht. Bis auf Höhe des  Mariager-Fjords bin ich allein auf weiter See. Dann begegnen mir einige Fischer. Auf den letzten Meilen nach Oester-Hurup ist besondere Aufmerksamkeit erforderlich, denn hier stehen viele Stellnetze. Direkt vor dem Hafen Oester-Hurup liegt eine Barre, die nur notdürftig betonnt ist. Wahrschau beim Einlaufen! Laut Hafenhandbuch ist ein Anlaufen dieses Hafens, bei Starkwind oder Sturm aus Ost, gefährlich bis unmöglich. Das Hafenbecken ist eng. Es sind einige Boxen frei und ich finde für Finja einen guten Platz.
In Oester-Hurup
Der Ort liegt ca. 1 km vom Hafen entfernt. Es bietet neben einem Supermarkt und etwas Gastronomie auch einen kleinen Yachtausrüster. Hier kaufe Sikaflex zum erneuten Abdichten der Frontscheibe. Abends fängt es an zu regnen und ich beköstige mich mit dem Inhalt einer Dose aus meinem Vorrat.

Am folgenden Tag hat sich das Wetter weiter verschlechtert. Regen und Wind, 6-7 aus Ost. An ein Auslaufen ist nicht zu denken. Ich lege einen Waschtag ein.

Brandung vor Oester-Hurup


Am Limfjord

Sofort nach dem Aufwachen merke ich, daß der Wind deutlich nachgelassen hat. Kein Pfeifen mehr im Rick und auch die Brandung am nahen Strand ist nicht mehr zu hören. Ein Rundblick zeigt, heute kann ich weiter. Schnell duschen und frühstücken und schon gehts los. In der Hafeneinfahrt macht die Barre keine Probleme. Gestern stand hier eine kräftige, gefährliche Welle. Die Genua fliegt hoch und Kurs Hals liegt an. Hinnerk übernimmt die Hauptarbeit. Vor der Küste stehen wieder viele Stellnetze und so ist Aufmerksamkeit geboten. Hin und wieder muß ich von Hand steuernd die Netze umfahren. Schon von Weitem sieht man den Leuchtturm Hals Barre und dann an der Mündung des Limfjord auch die beiden Feuer Hals Barre Nord und Süd. Als ich sie erreiche berge ich das Segel.
Leuchtturm Hals Barre

Die Einfahrt in den Limfjord ist gut ausgetonnt, wegen der vielen Sandbänke sollte man unbedingt im Tonnenstrich bleiben. Als ich um 12.40 Uhr in den Hafen von Hals einlaufe, ist dort reichlich Platz. Es ist gerade "Bettenwechsel". Die Letzten von gestern verlassen den Hafen und die Neuen kommen nach und nach an. An der Kaje finde ich einen guten Liegeplatz, allerdings ohne Wasseranschluß. Der Ort und der Hafen sind viel besucht und auf Touristenströme ausgelegt.
Yachthafen Hals

Ein riesiger Supermarkt ist nur 100 Meter von meinem Liegeplatz entfernt. Bereits kurz nach Mittag bilden sich erste Päckchen. Nachmittags erkunde ich den Ort. Heute ist Mittsommernacht. Der Hafenmeister hatte mich schon beim Kassieren darauf hingewiesen und mich zum abendlichen Spektakel eingeladen. Gegen 18 Uhr pilgern alle zum Festplatz und versammeln sich ums große Feuer. Dann geht es ins Festzelt und bei Tanzmusik ( zu der niemand tanzt) wird eifrig getrunken. Nach einigen Bier verhole ich mich in die Koje.
Der nächste Morgen ist grau in grau mit Starkwind 6-7. Das ist kein Wetter  zum Auslaufen. In den kurzen Regenpausen erkunde ich den Ort. Es ist Sonntag, aber wegen des schlechten Wetters sind kaum Touristen da. Alles wirkt etwas verschlafen, besondere Sehenswürdigkeiten gibt es nicht. Nur an der Eisdiele ist reger Betrieb, die Kunden stehen Schlange für ein Eis. Trotz des schlechten Wetters.
Run auf die Eisdiele

Abends gönne ich mir eine Pizza beim Italiener.
Montagsmorgens ist das Wetter unverändert. Ich beschließe mit dem Bus nach Aalborg zu fahren. Die Busfahrt, durch hügelige Landschaft, dauert eine knappe Stunde. In Aalborg bummele ich durch die Altstadt und die Einkaufsstrassen, immer auf der Flucht vor Regenschauern.
Aalborg, alte Apotheke

Es ist ungemütlich, nass und kalt, kein Wetter zum Draußensein. Am frühen Nachmittag kehre ich nach Hals zurück.

Nordjütland

Der Wind weht immer noch kräftig. Im Hafen binde ich ein Reff ein und lege dann ab. Unter Motor geht es durch die Fahrrinne ca. 3 sm raus. Dann setzte ich Groß und Genua. Nachdem Kurs 25° anliegt übernimmt Hinnerk das Steuern. Ziel ist Saeby eine nette kleine Hafenstadt ca. 6 sm südlich Frederikshavn. Der Wind hat mittlerweile auf 4 Bft. nachgelassen und das Reff ist ausgeschüttet. Heute ist ein schöner Segeltag, guter Wind, kaum Welle und manchmal etwas Sonne. Nur einmal zieht eine Regenfront in einiger Entfernung vorbei.
Durchzug einer Regenfront

Ca. 5 sm vor Saeby dreht der Wind und kommt nun spitz von vorn. Zum Kreuzen habe ich keine Lust und deshalb hilft Jockel den Rest der Strecke mit. Im großen Yachthafen  finde ich eine lange Box mit Strecktauen an der Promenade. Hier kann ich gut anlegen.
Wahrzeichen von Saeby: Die Frau vom Meer

Der Hafen ist gut ausgestattet und liegt direkt an der Stadt. Nach einem Hafenbummel esse ich im Fischimbiss im Hafen frische Scholle.
Stockfisch (Scholle) beim Hafenimbiss
Nach dem Frühstück erkunde ich die Stadt. Die Kirche überragt Hafen und Altstadt und strahlt im Sonnenlicht. Kleine Fischerhäuser säumen die Strassen und Gassen. An der historischen Wassermühle vorbei, gelange ich in einen kleinen Park, der sich wieder Richtung Hafen erstreckt. Alles ist überschaubar, auch die Einkaufsstrassen, die sich an die Altstadt anschließen. Nachmittags kaufe ich ein und bunkere Diesel.

An der Spitze Dänemarks

Heute will ich mein Törnziel endlich erreichen, auf nach Skagen. Bei schwachem Wind setzte ich Groß und Genua und segle los. Nach Verlassen des Hafens kann man  die große Hafenstadt Fredrikshavn schon sehen und auch die Insel Hirsholm, die ich ansteuere. Die Fähren von Fredrikshavn nach Laesö und Göteborg in Schweden, kreuzen meinen Kurs. Ich steuere außen um Hirsholm herum, denn zwischen der Insel und dem Festland liegen viele Untiefen.
Insel Hirsholm

Als ich Hirsholm erreiche schläft der Wind mal wieder ein, Jockel muß helfen. Bis Skagen ist es eine ruhige Fahrt. Vor Skagen liegen einige Frachter auf Reede. Die mächtigen Hafenmolen zeichnen sich vor der Silouette der Stadt ab. Ich schlüpfe hindurch in den Vorhafen. Noch einmal Abbiegen und schon bin ich im Yachthafen, der direkt an den Fischereihafen angrenzt. Man liegt hier mit dem Bug zum Steg vor Heckanker. Da ich allein an Bord bin, suche ich mir eine Lücke in der ich längsseits am Kai liegen kann. Das Festmachen ist etwas kompliziert, denn die Festmacherringe liegen sehr weit auseinander und der (zwar geringe) Tidenhub muß auch berücksichtigt werden. Als alles geregelt ist, ist es 12 Uhr Mittags.
Finja in Skagen

Ich habe mein Törnziel erreicht und bin auch ein wenig stolz darauf. Nachmittags bummle ich durch die Stadt.  Dann geniesse das bunte Treiben im Hafen.
Yachthafen Skagen

Zur Feier des Tages esse ich Abends Lachs mit Tymian-Kartoffeln in einem Restaurant bei den Packhäusern.
Packhäuser in Skagen

Dies ist die nördlichste Position dieses Törns: N 57°43,09   E 10°35,32. Es ist auch die nördlichste Position, die ich bisher mit einem Segelboot erreicht habe.

Es ist Freitag, der 29. Juni und das Wetter ist mal wieder total umgeschlagen. Dichte Bewölkung mit ab und zu Regen und Sturm der Stärke 8. Die Gischt spritzt über die äußere Hafenmauer und im Rick pfeift es ordentlich. In den Regenpausen erkunde ich die Stadt so gut es geht, weitere Strecken können aber nicht zurückgelegt werden. Auch der Besuch des Skagen-Museums fällt aus, es liegt zuweit weg. Der Hafenmeister macht mich darauf aufmerksam, daß am kommenden Wochenende das Skagen-Musik-Festival beginnt und der Hafen langsam "zugeparkt" wird. Sollte ich vor dem Festival noch auslaufen wollen, müßte das bald geschehen. Naja, bei Windstärke 8 kommen nicht viele neue Boote und kaum einer verläßt den Hafen. Mal sehen was morgen ist.



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